Uns begegnen sie tagtäglich, sei es im Internet, im Fernsehen, in Zeitschriften oder sogar an der Bushaltestelle: Die verschiedensten Schriftarten. Dabei wissen viele nicht, dass hinter der Schriftwahl für werbliche oder sonstige Zwecke viel mehr steckt als nur „Schreiben und Platzieren“. Es gibt tausend verschiedene Schriftarten in ebenso vielen Sprachen, Schriftschnitte wie „Light“, „Regular“ oder „Bold“ und sogar Begriffe wie „Serifen“ (Querstrich am oberen/unteren Ende von Buchstaben) oder „Versalien“ (Großbuchstaben) spielen eine wichtige Rolle.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die einfache Gestaltung von eigenen Display-Schriften (spezielle Auszeichnungsschriften, z. B. für die Gestaltung von Headlines) und was dabei zu beachten ist. Es lässt sich jedoch nicht vermeiden, die verschiedenen und wichtigsten Schrift-Typen kennenzulernen, bevor wir uns an die Arbeit machen, eine Schrift selbst zu konstruieren.
Dabei handelt es sich wohl um das bekannteste Schriftdatei-Format mit begrenzter Auswahl an Zeichen. Diese Schriften werden überwiegend in Office- oder Adobe-Anwendungen eingesetzt und beim Erstellen von digitalen Präsentationen oder Dokumenten verwendet. Zudem sind sie meist auf dem Betriebssystem vorinstalliert. Es sind die Schriftarten, welche von Menschen verwendet werden, die sich meist wenig mit Design beschäftigen und Text in erster Linie als Informationsweitergabe sehen.
TrueType-Schriften sind auf allen Systemen zugänglich, frei skalierbar und weniger komplex als die übrigen Formate. Jedoch ist ihre Druckqualität nicht besonders gut, ihre Ladezeit recht hoch und bei unterschiedlichen Anwendungsgeräten können Übertragungsschwierigkeiten auftreten. Dies kann beispielsweise zu abweichenden Umbrüchen führen. Zudem bieten TrueType-Schriften standardmäßig keine Glyphen, Ligaturen oder Kapitälchen.
Die von Adobe entwickelten Schriften werden vor allem von Druckereien für Bücher, Magazine und Druckmedien verwendet. Sie sind die Vorgänger von TrueType-Schriften und sowohl detailreich als auch qualitativ hochwertig. Man benutzt sie meist für gewerbliche, jedoch auch für private Zwecke. Zu finden sind PostScript-Schriften beispielsweise auf FontShop.com (einer Webseite mit downloadbaren Schriftarten), ihr Download ist allerdings kostenpflichtig. Der Vorteil ihrer Verwendung in digitalen Dokumenten besteht in einer medienübergreifenden, gleichbleibenden Qualität. Allerdings werden ihre Lizenzen nicht plattformübergreifend vergeben und müssen deshalb für jedes System gezielt erworben werden. Da PostScript-Schriften in ihrer Funktion veraltet sind, werden diese ab Januar 2023 nicht mehr verfügbar sein.
Hierbei handelt es sich um eine Kombination der Merkmale von TrueType- und PostScript-Schriften. Ein Satz kann dabei mehr als fünfzigtausend Zeichen beinhalten und Glyphen, Kapitälchen oder automatische Ligaturen mit einschließen. Man kann sie für wenig Geld kaufen und durch ein PostScript-Rasterprogramm wiedergeben. Der Zugang zu diesen Schriften ist auf allen Betriebssystemen gewährleistet. OpenType unterstützt erweiterte Zeichensätze und enthält eine hervorragende Kontur-Datenstruktur.
Schriften im Vektorformat werden hauptsächlich für Websites und digitale Medien verwendet. Zur Erstellung von eigenen Schriftarten sind diese besonders geeignet, da sie die Pfade der Buchstabenkontur gut übernehmen und problemlos ohne Qualitätsverlust skalierbar sind.
Zur Erstellung einer eigenen Schrift im ttf.(TrueType-Font)-Format bietet sich der Schrift-Editor „FontForge“ an. Dabei handelt es sich um ein kostenloses Programm zum Öffnen, Bearbeiten und Generieren von verschiedenen Schrift-Formaten. Es wurde 1999 von George Williams in Santa Barbara, Kalifornien, USA entwickelt. Auf fast jedem Betriebssystem installierbar, bietet es ein eigenes Metrik-Fenster, in welchem der Nutzer seine Schrift in Verwendung betrachten kann.
Wer sich nun fragt, wie man die eigene Schrift im Detail generiert, dem sei gesagt: Es muss sowohl analog, als auch digital gearbeitet werden. Vom Zeichnen der Buchstaben, über das Fotografieren der Vorlage bis hin zur digitalen Umsetzung der Schrift mit Kontur und Pfadpunkten: Step-by-Step bis hin zur persönlichen, installierbaren Schrift. Die genaue Vorgehensweise sieht wie folgt aus:
1. Buchstaben zeichnen
Der erste Schritt stellt das Zeichnen der Buchstaben dar, hilfreich ist hierbei ein Kalligrafie-Stift. Durch den ausgeübten Druck auf den Stift, können unterschiedliche Strichstärken erzeugt werden, so dass ein dynamischer Charakter entsteht.
2. Fotografieren der Buchstaben
Die gezeichneten Buchstaben werden abfotografiert. Dabei sollte auf die Fotoqualität sowie einen optimalen Winkel geachtet werden, aus dem die Fotos geschossen werden, damit die Schrift nicht verzerrt wird. Passend zugeschnitten, kann die Vorlage nun auf das Betriebssystem übertragen werden.
3. Nutzung von Photoshop
In Photoshop werden dann durch eine sogenannte Tonwertkorrektur (Bild > Korrekturen > Tonwertkorrektur) Partikel entfernt, das Blatt weißer gemacht und die Buchstaben geschwärzt. Danach wird die Datei als JPG gespeichert.
4. Nutzung von Illustrator
Dort lässt man es nachzeichnen und umwandeln. Um eine saubere und rundere Kontur zu erlangen, macht es Sinn, die Pfade der Buchstaben zu vereinfachen (Objekt > Pfad > Vereinfachen). Anschließend müssen noch die Reste des Papiers (weiße Farbflächen) entfernt werden. Jeder Buchstabe kann nun auf eine eigene Zeichenfläche gesetzt und anschließend als SVG-Datei exportiert werden.
5. Nutzung von FontForge
FontForge lässt sich kostenlos downloaden und ist ein Schrift-Editor. Nach dem Öffnen des Programms sieht man eine Ansicht mit leeren Kästchen, die für die einzelnen Buchstaben vorgesehen sind. Durch einen Doppelklick auf die einzelnen Felder, lassen sich die SVG-Dateien mit den individuellen Buchstaben einpflegen (File > Import). Nach dem Importieren können die Buchstabenkonturen noch einmal bearbeitet werden. Pfadpunkte können skaliert, verschoben, entfernt oder addiert werden. Auch ist es hilfreich, die eigene Schriftart zu benennen (Element > Font Info > Fontname, Family Name), da sie nur so gespeichert und leicht gefunden werden kann.
6. Die finale TrueType-Datei
Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, kann man die Datei mit allen Buchstaben und Zeichen als TrueType(.ttf)-Datei (Generate Fonts > TrueType) exportieren und anschließend auf dem Rechner installieren. Um die Schrift auf IOS-Geräten zugänglich zu machen, muss die gespeicherte Datei geöffnet und auf „Installieren“ gedrückt werden. Das Schriftverwaltungsprogramm öffnet sich und die Schrift kann aktiviert werden. Nun steht dem Benutzen des selbst designten Fonts nichts mehr im Wege, da dieser jetzt in allen Adobe und Office-Programmen verfügbar ist.
Gerade bei der Gestaltung von Werbemitteln ist Individualität und Einzigartigkeit gefragt. Mit selbst gestalteten Schriftzügen und daraus erstellten Texten schafft man es, einem Produkt das Gewisse Extra zu verleihen. Die eigens kreierten Buchstaben könnten perfekt als Akzidenzschrift zum Einsatz kommen, das heißt als einzigartige Headline, die sich von der restlichen Typografie abhebt. Auf diese Weise erhält das Werbemittel ein echtes Alleinstellungsmerkmal und erhöht somit automatisch seinen Wiedererkennungswert.
Auch bietet sich mithilfe selbsterstellter Schriften die Möglichkeit, existierende Fonts zu erweitern und beispielsweise Sonderzeichen zu erstellen, die es in dem vorhandenen Satz noch nicht gibt.
Die Arbeit eines professionellen Schriftgestalters sollte jedoch nicht unterschätzt werden, denn hinter einer neuen Satzschrift steckt stunden-, wenn nicht tagelange Arbeit. Mit der oben beschriebenen Vorgehensweise bietet sich jedoch die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit dekorative Schriftzüge zu erstellen, die einem Produkt Individualität verleihen.