Print wird von Digital abgelöst, so die weit verbreitete Meinung. Die Vorteile in Aktualität, Reichweite und Kosten sind für viele unschlagbare Argumente. In dieser Argumentation wird aber eines außer Acht gelassen: Print hat ein Plus, das Digital nicht leisten kann, denn es spricht mehr Sinne an als Sehen und Hören.
Eine Drucksache kann angefasst werden. Dieses haptische Erleben beeinflusst unsere Wahrnehmung des Printprodukts und damit der abgebildeten Inhalte, Unternehmen und Brands.
Bereits bei der Auswahl des Papiers wird eine Entscheidung über die vermittelte Wertigkeit getroffen – je nach gewählter Grammatur und Art des Papiers.
Darüber hinaus gibt es aber noch unzählige Möglichkeiten der Druckveredelung, die das bloße Erleben zum Erlebnis machen – sogar zum olfaktorischen!
Wir erklären dir im Folgenden, was Druckveredelung ist und welche Möglichkeiten es gibt, deinem Projekt im Druck den gewissen Kick zu geben.
Ganz nüchtern betrachtet ist die Druckveredelung eine Veränderung der Oberfläche eines Printerzeugnisses. Diese Veränderung erfolgt entweder direkt in der Druckmaschine oder in einem nachgelagerten, separaten Prozess. Sie kann die Oberflächenstruktur und damit die optische und haptische Wirkung des Druckmediums nachhaltig verändern. Dadurch wird das Endprodukt aufgewertet oder – wie der Name schon sagt – veredelt. Die Veredelung kann gezielt eingesetzt werden, um einzelne Inhalte hervorzuheben, aber auch um die Haltbarkeit des Printproduktes zu erhöhen. Sie bietet damit einen echten Mehrwert in Puncto Aufmerksamkeit und Wertigkeit.
Die Folienkaschierung, auch als Cellophanierung bekannt, beeinflusst die Farbwirkung sowie Haptik des Druckerzeugnisses und verbessert die Reißfestigkeit des Materials.
Um diese Effekte zu erreichen, wird nach dem Druck eine sehr dünne Kunststoff-Folie auf das Papier aufgebracht. Dabei stehen in der Regel drei Arten von Folien zur Verfügung: matt, glänzend und Softtouch.
Die Folienkaschierung „matt“ gibt der Oberfläche eine samtige Struktur. Durch diese Struktur wird die Reflexion des Lichts verringert und Farben wirken etwas dezenter. So strahlt das Druckprodukt eine ruhige Eleganz aus.
Die Glanzfolienkaschierung wird hingegen genutzt, um die Farbwirkung durch eine stärkere Reflexion zu intensivieren und einen aufmerksamkeitsstarken Blickfang zu schaffen. Sie ist die „laute“ Variante.
Auch die Softtouch-Folie verleiht dem Printprodukt ein mattes Finish. Im haptischen Erleben wirkt sie allerdings besonders weich und zart. Ein zusätzlicher Benefit ist die hohe Kratzfestigkeit, wodurch das Druckbild auch bei höherer Nutzfrequenz ansprechend bleibt.
Mit der Verwendung von Lacken bieten sich sowohl Möglichkeiten, den Gesamteindruck der Drucksache zu beeinflussen, als auch – über eine partielle Verwendung – Highlights zu setzen.
Beispielsweise lassen sich mit Dispersionslacken ähnliche Effekte wie mit Folienkaschierungen erzeugen. Sie werden in der Regel in einem speziellen Abschnitt der Druckmaschine – dem Lackwerk – am Ende des Druckvorgangs vollflächig auf das Druckbild aufgetragen und trocknen rein physikalisch ab.
Um einzelne Aspekte des Layouts hervorzuheben, bietet sich dagegen die Verwendung eines partiellen UV-Lacks an – auch UV-Spotlack genannt. Der Lack wird unter Verwendung von intensivem UV-Licht augenblicklich durchgehärtet. Da der Vorgang gänzlich ohne Hitze auskommt, lässt sich UV-Lack auch auf hitzeempfindlichen Materialien einsetzen.
Der Auftrag des transparenten Lacks erzeugt Hochglanz-Flächen und lässt darunterliegende dunkle Farben intensiver wirken. Der gezielte Einsatz des optischen und haptischen Kontrasts zwischen lackierten und unlackierten Flächen ermöglicht es, klare Schwerpunkte zu setzen. Unter anderem kann so auch transparent auf eine vollflächige Farbe gedruckt werden, was einen hochwertigen, edlen Eindruck vermittelt.
Neben diversen Glitterlacken (bspw. Goldeffekte) sowie Relieflacken (z. B. Textil- oder Holzstrukturen, Braille) gibt es noch eine weitere Option: Über den Einsatz von Duftlacken können Printprodukte mit einem Dufterlebnis verbunden werden.
Dem Trägerstoff sind Mikrokapseln mit Aromastoffen beigemengt. Diese Mikrokapseln verhindern, dass sich der Duft zu schnell verflüchtigt, denn durch Reibung an der lackierten Fläche platzt ein Teil der Kapseln auf. Erst dann wird der Duftstoff freigesetzt. Außerdem werden dabei nie alle Kapseln gleichzeitig aktiviert, deshalb lässt sich der Vorgang mehrfach wiederholen.
Gerade im Bereich Kosmetik bietet der Duftlack einen offensichtlichen Mehrwert: Eine Broschüre zur neuesten Hautpflege-Range? Die Duftprobe ist im Druck inklusive. Auch im Bereich Nahrungsmittel und Getränke sind angenehme Gerüche ein klarer Benefit.
Allerdings können auch Druckprodukte von einer Verbindung mit Duftnoten profitieren, bei denen das Aroma nicht direkter Bestandteil des beworbenen Angebots ist. Gerüche sind Erinnerungsträger und können positive Emotionen hervorrufen.
Die wohl älteste Form der Druckveredelung ist die Reliefprägung. Durch einen Prägestempel und eine passende Gegenform – Patrize und Matrize – wird das Material in eine erhabene oder vertiefte Form gepresst. Wird mit mehreren verschiedenen Prägestempeln gearbeitet, die unterschiedlich tief prägen, kann ein Motiv sogar einen dreidimensionalen Eindruck erwecken. Prägungen vermitteln eine zeitlose Eleganz und eine hohe Wertigkeit.
Eine Sonderform der Reliefprägung ist die Blindprägung, bei der weder Farbe noch farbgebende Prägefolien verwendet werden. Ihre Wirkung wird ausschließlich durch das Spiel von Licht und Schatten erzielt.
In der Heißfolienprägung wird dem Vorgang dagegen eine weitere Dimension hinzugefügt: Die Relief- oder Planprägung – also mit oder ohne sichtbare Tiefe – wird durch einen Folientransfer ergänzt.
Um die Folie zu übertragen, die aus Trennschicht, Haftschicht und mindestens einer sichtbaren Schicht besteht, wird das Prägewerkzeug erhitzt. Die Trennschicht schmilzt und gibt die Haftschicht frei. So kann sich der Klebstoff bei Kontakt dauerhaft und wischfest mit dem Bedruckstoff verbinden.
Insbesondere metallische Folien wie Gold oder Silber setzen so eindrucksvolle, hochwertige Akzente.
Im Prozess der Beflockung wird das Trägermaterial vollflächig oder partiell mit einem Klebstoff bedruckt. Anschließend werden verarbeitete Textilfasern – die Flocken – in einem elektrischen Feld ausgerichtet und auf den Klebstoff aufgebracht. Durch diese elektrostatische Ausrichtung können die Fasern nahezu senkrecht in den Klebstoff eingebettet werden und ergeben eine homogene Fläche. Beim Beflocken entstehen ausgefallene Gestaltungseffekte, die das Augenmerk auf die Haptik lenken. Durch partielle Anwendung können sie zudem einen räumlichen Eindruck erzeugen – ähnlich dem einer Prägung.
Mit dem digitalen Lasercut (dt. Laserstanzen oder -schneiden) können individuelle Formen aus dem Material herausgeschnitten werden. Im Gegensatz zur klassischen Stanzung wird kein eigens dafür erstelltes Werkzeug verwendet, wodurch die kosteneffiziente Produktion kleinerer Auflagen möglich ist. Die Option, sehr filigrane Elemente herauszuschneiden oder stehen zu lassen, stellt einen weiteren entscheidenden Vorteil dar.
Der Laser folgt im Prozess computergesteuert der Motivkontur, die über einen Vektorpfad in den Daten hinterlegt wird. Ob clevere Durchbrüche auf darunterliegende Druckbilder, filigrane Muster oder ganze Scherenschnitt-Motive – all das lässt sich bei richtiger Materialwahl mit dem Lasercut einfach und präzise umsetzen und erzeugt so eindrucksvolle Eyecatcher.
Der Flip-Effekt ist einKlassiker im Lentikulardruck (auch Streifenlinsenrasterdruck). Dabei werden zwei Bildmotive in Streifen zerlegt und abwechselnd nebeneinander abgebildet. Das so entstandene Motiv wird auf Papier oder Folie gedruckt und anschließend auf eine Linsenrasterfolie kaschiert. Alternativ kann die Rückseite der Linsenrasterfolie direkt bedruckt werden, allerdings muss das Motiv dann gespiegelt werden.
Durch die halbzylinderförmigen Lentikularlinsen wird das Licht je nach Einfallswinkel unterschiedlich gebrochen. Deshalb werden auch je nach Blickwinkel verschiedene Teile oder Streifen der Motive sichtbar. Durch Verkippen der Druckfläche kann zwischen den beiden Bildern hin und her „geflippt“ werden.
Neben dem Flip-Effekt können auch Animationen, Morphing– und Zoom-Effekte sowie eine räumliche Tiefe simuliert werden.
Bei der Abbildung von Bewegungen wird eine optische Täuschung genutzt, die aus der klassischen Animation bekannt ist: Mehrere Einzelbilder eines Bewegungsablaufs werden aneinandergereiht und unser Gehirn setzt die kurz aufeinanderfolgenden statischen Bilder zu einer Bewegung zusammen. Der Lentikulardruck ermöglicht es so, in ein statisches Medium wie Print bewegte Bilder zu integrieren und Motive auf einer einzigen Fläche zu verändern.
Wir liefern in diesem Beitrag einen Überblick über einige der wichtigsten Arten der Druckveredelung. Einen Anspruch darauf, eine vollständige Auflistung zu bieten, können wir aber aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten nicht erheben – eine Vielzahl an Möglichkeiten, die deinen Printprodukten das gewisse Etwas verleihen: optisch, haptisch und olfaktorisch.
Dieses eingangs bereits erwähnte Plus an Sinnesreizen, das ein veredeltes Druckprodukt im Vergleich zu digitalen Medien bieten kann, ist ein psychologisch wichtiger Aspekt. Der Mensch erlebt seine Realität über seine Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Fühlen. Aus all diesen Reizen setzt sich unsere Welt zusammen. Besonders der Tastsinn gibt uns belastbaren Input, ob etwas real ist. Nicht umsonst spiegelt sich das auch in unserer Sprache wider: Etwas Gutes, Belastbares ist „handfest“.
Taktil erlebbar ist eine Drucksache aber immer. Ist es angesichts der heutigen Flut an Drucksachen nicht kosteneffizienter, auf Veredelungen zu verzichten? Der Verband Druck + Medien Bayern hat sich der Beantwortung dieser Frage sogar mit einer neurowissenschaftlichen Studie genähert und sagt: nein!
Hochwertige Papiere und Veredelungen steigern die Aufmerksamkeit des Betrachters. Sie helfen, den sogenannten „Attentional Bottleneck“ zu überwinden – also in der Flut an Werbemitteln eben nicht vom Gehirn des Betrachters als unwichtig ausgefiltert zu werden, sondern „hängen zu bleiben“.
Es ist wichtig, die Zielsetzung des Druckprodukts angesichts der vielen Möglichkeiten nicht aus den Augen zu verlieren. Erfolgreiche Printmedien sind einprägsam, aufmerksamkeitsstark und basieren auf einem guten Konzept. Veredelungen sollten deshalb zielgerichtet eingesetzt werden, um dein Kommunikationskonzept punktgenau zu unterstützen.
Die Druckdaten sind ein weiterer wichtiger Punkt für die erfolgreiche Umsetzung deines veredelten Printprodukts: Eine reibungslose Produktion erfordert die Berücksichtigung der technischen und formalen Eigenheiten jeder einzelnen Art der Veredelung und eigens darauf angepasste Druckdaten.
Wenn dir jetzt beim Gedanken an all die Möglichkeiten und Anforderungen bereits der Kopf schwirrt, keine Sorge: Wir unterstützen dich gerne während des gesamten Prozesses!
Quelle Studie: